Die ganze Gemeinde war stolz auf die Weihnachtskrippe in ihrer Pfarrkirche. Denn alle hatten ihren Anteil zu der kunstvollen Bastelarbeit der Krippe beigetragen. Auch die Bemalung der lebendig wirkenden Figuren von Maria und Joseph, der Hirten und Könige, von Öchslein und Eselein und den weißen wolligen Lämmchen, die sich zwischen den Hirten neugierig hinzudrängten, war Gemeinschaftswerk gewesen. Neben dem Eingang zur Höhle standen ein paar exotische Pflanzen, eine Zwergpalme, eine Aloe und ein paar blühende Kakteen. Über der Höhle leuchtete der Stern von Bethlehem. Das Innere der Höhle lag im Dunkel, aber in der Wölbung war eine Öffnung, durch die der helle Glanz des Sterns hereinstrahlte. Er beschien das Jesuskind in der Krippe, es war, als ginge von dem göttlichen Kinde aller Glanz aus, der vom Antlitz seiner Mutter widerstrahlte und der auch all die anderen Figuren hell und leuchtend aus dem ge
heimnisvollen Dunkel hob. Das Jesuskind in der Krippe war die Freude aller Kinder. Es lächelte so lieb und hold und streckte seine Händchen aus, als wolle es sagen: »Lasset die Kindlein zu mir kommen -.<< Und sie kamen nur zu gern. Niemand hätte sich ein Weihnachtsfest ohne diese Krippe vorstellen können. Fing doch das Weihnachtsfest an, wenn in der Mette um Mitternacht der Stern über der Höhle aufleuchtete und in seinem hellen Licht das Jesuskind in der Krippe plötzlich sichtbar wurde, als sei es eben vom Himmel herabgestiegen. Und dann geschah das Unfaßbare: Als am dritten Tage nach Weihnachten der Pfarrer durch das Kirchenschiff zur Sakristei ging und dabei noch einen Blick auf die Krippe werfen wollte, kam ihm der Küster in heller Verzweiflung entgegen. »Hochwürden- Hochwürden!« stotterte er heiser vor Aufregung, »das Kind ist weg! Unser Jesuskind - aus der Krippe haben sie
es gestohlen!« Der Pfarrer schüttelte ungläubig den Kopf. »Das gibt es in unserer Gemeinde nicht.« »Dann muß es jemand aus einer anderen Gemeinde sein, der neidisch auf unsere schöne Krippe war.« Auch das schien dem Pfarrer nicht einzuleuchten. Er entgegnete ruhig und bestimmt: »Wir wollen selber Detektiv spielen. Ich setze mich hier in den Beichtstuhl und ziehe den Vorhang etwas zurück. So kann ich alles übersehen, was bei der Krippe geschieht. Und Sie verstecken sich hinter dem Pfeiler dort.« Kaum hatte der Küster sein Versteck und der Pfarrer seinen Spähposten bezogen, als die Kirchentür sich öffnete und kurze eilige Schritte von den Steinfliesen widerhallten. »So unbekümmert tritt kein Dieb auf«, sagte sich der Pfarrer und neigte sich etwas vor, um den Eintretenden besser sehen zu können. Der Kleine, der da so selbstsicher, ohne nach links und rechts zu sehen, direkt auf die Krippe zulief, war ein etwa fünfjähriges Bübchen aus dem Dorf. »Wie wird er erschrecken, wenn er die Krippe leer findet«, dachte der Pfarrer mit Bedauern. Aber was trug er im linken Arm, sorglich mit dem Mäntelchen versteckt? Ob er dem Jesuskind ein Spielzeug bringen wollte? - Schon manchmal hatte der Pfarrer bunte Murmeln und Bälle und Süßigkeiten gefunden, die Buben und Mädchen dem Kind in der Krippe wie einem kleinen Spielkameraden heimlich gebracht hatten. Aber was der Kleine jetzt unter dem Mäntelchen hervorholte, schien ein großes Spielzeug zu sein. Der Pfarrer vergaß Kur einen Augenblick seine Rolle als Detektiv und schob den Vorhang zurück, um zu beobachten, wie der Kleine sich verhielt, wenn er die Entdekkung machte, daß das Jesuskind verschwunden war. Aber von Erschrecken war nichts zu bemerken. Das Kind beugte sich über die leere Krippe und legte mit äußerster Behutsamkeit das Mitgebrachte hinein. Dann glättete es sorgfältig Stroh und Moos ringsum, und als es dabei zur Seite trat und den Blick auf die Krippe freigab, glaubte der Pfarrer seinen Augen nicht trauen zu dürfen - denn da lag vor ihm lächelnd, mit zärtlich ausgestreckten Händchen, das verschwundene Jesuskind. Nun wandte sich der Knabe zum Weggehen. Aber dann blickte er sich noch einmal um und nickte dem Kind in der Krippe so vertraut und lächelnd zu, wie einem guten Kameraden nach fröhlichem Spiel. Da stand der Pfarrer vor ihm. »Wie kommst du zu dem Jesulein?« fragte er maßlos erstaunt. »Wo hast du es gefunden? Oder wer hat es dir gegeben?« »Niemand hat es mir gegebene sagte er Bub, »ich habe es aus der Krippe genommen.« »Aber warum denn? Was hast du
denn mit dem Jesuskind gemacht?« Jetzt wurde der Kleine verlegen und blickte scheu vor sich hin. Dann schaute er den Pfarrer treuherzig an und sagte: »Herr Pfarrer, das war nämlich so: Ich hätte so gern einen schönen Roller gehabt, weil ich doch so gern Roller fahren »Und hast keinen bekommen?« fragte der Pfarrer voll Bedauern. »Meiner Mutter war er zu teuere, erklärte der Bub, »und da hab ich mir vom Christkind einen gewünscht.« »Und das Christkind hat dir den Roller gebracht?« »O ja, Herr Pfarrer«, sein Gesicht
chen strahlte. »Einen ganz wunderschönen
Roller. Und ich bin so glücklich und dem lieben Christkind
so dankbar. Ach, Herr Pfarrer, und da hab ich gedacht, wo doch
alle Kinder so gern Roller fahren, würde es dem Christkind
auch Freude machen, und weil ich ihm so dankbar bin, wollte ich
ihm mal zeigen, wie schön es sich mit dem neuen Roller fahren
läßt...« »Und da bist du mit dem Jesuskind
Roller gefahren?« »Ja, Herr Pfarrer, jetzt eben in
der schönen Mittagssonne. Drei Ehrenrunden hab ich mit ihm
um die Kirche gemachte
Catbarina Bachem-Tonger*
*Aus: Wenn es wieder Weihnachten wird, TigrisVerlag, 1989
Überall in der ganzen Stadt werden zu
Weihnachten die Weihnachtsbäume geschmückt und alle
Leute haben sehr viel zu tun, um das Weihnachtsfest vorzubereiten.
Auch bei den Studenten der Berliner Universität ist es sehr
hektisch, denn sie müssen den Weihnachtsmann unterstützen.
Da der Weihnachtsmann nicht überall gleichzeitig sein kann,
vertreten sie ihn bei der Bescherung.
Als es dann abends soweit ist, zieht Frank seinen Weihnachtsmannkittel
an und steigt in sein altes Auto um zu seiner ersten Bescherung
zu fahren. Es hat geschneit und es ist sehr kalt. Die Heizung
in Frank's Auto funktioniert nicht und er zittert ein wenig.
Als er die erste Familie besuchte war er sehr froh, das er sich
etwas aufwärmen konnte. Er hatte einen großen Sack
mit Geschenken dabei und die Kinder haben sich sehr gefreut. Auch
die Eltern waren sehr erfreut über seinen Besuch und gaben
ihm zum Abschied als Dank noch viele Süssigkeiten und einen
Kuchen mit. Frank freute sich ebenfalls, denn als Student, hatte
er sehr wenig Geld und er freute sich sehr über ein paar
kleine Geschenke. Dieses Jahr war sehr erfolgreich, nicht nur
Frank bereitetes den Kindern große Freude, auch er bekam
sehr viel geschenkt, denn die Leute waren dieses Jahr sehr großzügig
gewesen.
Doch was war das, als er die letzte Familie besuchte, sagte der
kleine Junge den er bescheren sollte, er sein nicht der echte
Weihnachtsmann. Der Junge bemerkte, das er einen falschen Bart
hatte. Auch das viele Spielzeug und die Süssigkeiten konnte
ihn nicht überzeugen.
Der Junge sagte das es den Weihnachtsmann gar nicht gibt, denn
sonst würde der Weihnachtsmann zu allen Kindern kommen. Bei
seiner besten Freundin Marie im Nachbarhaus ist der Weihnachtsmann
noch nie gewesen und nur weil Marie sehr arm ist und nicht so
eine schöne Wohnung hat wie er.
Etwas traurig und betroffen verliess Frank nach der Bescherung
das Haus und ging zu seinem Auto. Am Ende der Strasse war wirklich
ein sehr ärmliches Haus. Kurzentschlossen nahm Frank alle
Süssigkeiten die er geschenkt bekommen hatte und auch einen
kleinen Teddybären, packte alles in seinen Sack und ging
zu dem Haus am Ende der Strasse. Dort klopfte er an die Tür
und fragte ob Marie hier wohnte. Marie öffnete die Tür
und war ganz erstaunt über den unerwarteten Besuch. Auch
Marie's Eltern konnten es kaum glauben, das plötzlich der
Weihnachtsmann vor ihnen stand. Es wurde die schönste Weihnachtsfeier
und für Frank war es das schönste Weihnachtsfest überhaupt.
Als er wieder in sein Auto stieg um nach Hause zu fahren war ihm
auch nicht mehr kalt und er fühlte sich wie der echte Weihnachtsmann.
Am nächsten Tag erzählte Marie ganz begeistert ihrem
besten Freund von der wunderschönen Weihnachtsfeier, der
sagte dann nachdenklich, der Weihnachtsmann hatte zwar einen falschen
Bart, aber vielleicht war es doch der echte Weihnachtsmann.
von H.P Chen